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Lokalbaukommission

Kommission für Stadtgestaltung
40 Projekte aus 40 Jahren

Kommission für Stadtgestaltung
40 Projekte aus 40 Jahren

Inhalt

Interviews
und Fachbeiträge
„Anregend ist das hohe Niveau der Debatte,
ohne jede parteiliche Festlegung, ohne
Voreingenommenheit, durchaus geprägt
von kollegialer Wertschätzung, ...“
Einleitung von Oberbürgermeister Christian Ude
„Es geht in der Kommission nicht um persönliche
Geschmacks­vorstellungen, sondern darum,
für den jeweiligen Ort die richtige Lösung und
Haltung zu ermitteln.“
Interview mit Stadtbaurätin Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk
„Der Münchner Baukultur verpflichtet.“
Fachbeitrag von Alfred Dürr, Süddeutsche Zeitung
„Die unterschiedlichen Haltungen machen
sich nicht mehr an dem großen Konflikt zwischen
modern und ‚alther­gebracht-münchnerisch‘ fest.“
Interview mit Stadtrat Walter Zöller
„Die Stadt muss schön sein.“
Fachbeitrag von Wolfgang Riehle,
Kommissionsmitglied von 2006 bis 2012
„Unser Bestreben muss es sein, die Bedeutung
der Kommission auch qualitativ voranzubringen
und einen nachvoll­ziehbaren Prozess in Gang
zu setzen.“
Interview mit Volkmar Kleimann,
Geschäftsstelle Kommission für Stadtgestaltung
Die Kommission für Stadtgestaltung ...
Ein kurzer Überblick

4

6

8

14

16

20

82

85

40 Projekte aus 40 Jahren
1 Straßenführung und Gestaltung
im Bereich des Alten Rathauses

24

21 Neu- und Umbau Sporthaus Schuster

53

2 Brunnenanlage am Stachusrondell

26

22 Umbau und Erweiterung Olympiahalle

54

23 Werbeanlage Hochhaus Uptown

56

27

24 Zwingerstraße – Neubau eines
Büro- und Wohngebäudes

58

4 Arabellapark – Neubau eines Verwaltungs­gebäudes der Bayerischen Hypotheken- und
Wechselbank 28

25 Rotkreuzplatz 1 – Neubau eines
Büro- und Geschäftsgebäudes

60

26 Rosenheimer Straße 145 – „Medienbrücke“

61

3 Erhaltung der Kuppel des ehemaligen
Armee­museums und Beibehaltung des Stand­orts des Kriegerehrenmals im Hofgarten

5 Arnulfstraße – Neubau eines Verwaltungs­gebäudes für den Bayerischen Rundfunk

30

6 Anbringung eines Firmenzeichens am
BMW-Verwaltungsgebäude am Petuelring

32

7 Neubau für das Europäische Patentamt

34

35

9 Feilitzschstraße 24 / 26 – Errichtung eines
Wohn- und Geschäftshauses

36

10 Am Gasteig – Neubau eines Kulturzentrums

37

12 Regerstraße 28 – Fabrikationshallen der
Paulaner-Salvator-Thomasbräu AG
13 Museumsinsel 1 – Aufstellung des
Seenotkreuzers „Theodor Heuss“ im
Hochwasserbett der kleinen Isar

38

40

41

14 Leopoldstraße 36 – Aufstellung der Plastik
„WALKING MAN“

42

15 Literaturhaus am Salvatorplatz

44

16 Alter Hof – Lorenzistock

46

17 Bayerstraße 115 – Europäisches Patentamt

48

18 Ramannstraße 1, Allach – „Blaues Dach“

50

19 Blumenstraße 19 – Erweiterung eines
Verwaltungsgebäudes 51
20 Landsberger Straße 294 – Laimer Würfel

28 Moosacher Straße 82 – Neubau eines
Hotelgebäudes 64
29 Residenzstraße 2 – Residenzpost

8 Aufstellung einer Tierplastik vor dem
Jagdmuseum, Neuhauser Straße 53

11 Englischer Garten – Wiederaufbau des
Restaurants „Seehaus“

27 Färbergraben 14 / Sendlinger Straße 10 –
„Hofstatt“ 62

52

65

30 Orleansstraße 71 – Neubau eines
Hotelgebäudes 66
31 Helene-Mayer-Ring – Sanierung
studentisches Wohnhochhaus

68

32 Kaufingerstraße 11 – Ersatzneubau eines
Geschäftshauses 70
33 Neuhauser Straße 19 – 21 – Neubau eines
Wohn- und Geschäftshauses
(„Joseph-Pschorr-Haus“) 71
34 Neubau eines Wohnhauses
Oettingenstraße 61

72

35 Bayerische Staatskanzlei – Anbringung
von Photovoltaikanlagen

73

36 Karlsplatz 25 – Hotel Königshof

74

37 Knappertsbuschstraße 26 – Neubau einer
russisch-orthodoxen Kirche mit Gemeinde­zentrum und Kindertagesstätte

76

38 Heizkraftwerk Drygalskiallee

77

39 Brudermühlstraße 24 – 30 – Neubau einer
Studentenwohnanlage 78
40 Marienplatz 22 – Umbau eines
Geschäftsgebäudes (Hugendubel)

80

5

Oberbürgermeister Christian Ude, Vorsitzender der Kommission für Stadtgestaltung

„Anregend ist das hohe Niveau der Debatte,
ohne jede parteiliche Festlegung, ohne
Voreingenommenheit, durchaus geprägt
von kollegialer Wertschätzung, ...“

Der Münchner als solcher interessiert
sich wahnsinnig für Architektur. Er
ist da unglaublich leidenschaftlich und
von ungebremster Urteilsstärke. Aller­
dings erst, wenn das Bauwerk steht.
Wenn das Gerüst abgebaut ist und die
Fassade in ihrer Nacktheit betrachtet
werden kann. Dann schlägt die Stun­
de des Münchners. Denn jetzt kann
er granteln. Was hamm’s da wieder
hing’stellt – und wer hat das bloß ge­
nehmigt? So ist die Stadt ja überhaupt
nicht mehr schön.
So hat der Münchner übrigens schon
geredet, als Ludwig I. die „größen­
wahnsinnige“ Prachtstraße mit seinem
Namen bauen ließ, mit lauter Speku­
lationskästen auf beiden Seiten. Als
Friedrich Bürklein sich in der Maximi­
liansstraße angeblich stilistisch verirrte
oder Georg von Hauberrisser das Neue
Rathaus mit allem „Mummenschanz“
errichtete, wo vorher kultivierte Bürger­
häuser gestanden hatten ...

6

Halten wir fest: Die Münchner Archi­
tekturdebatte beginnt mit der Fertig­
stellung – und braucht dann nur noch
wenige Jahrzehnte, um die anfangs
geschmähten Bauwerke voller Lokal­
patriotismus ans Herz zu drücken,
weil sie so unverwechselbar münch­
nerisch sind wie zum Beispiel die
Pracht­straßen von Klenze und Gärtner
und die Gebäude von Bürklein und
Hauberrisser.
Aber vor Baubeginn möchte der
Münchner als solcher mit Architektur­
fragen nicht belästigt werden. Aufre­
gen kann man sich später immer noch.
So erzählte mir der frühere Stadtbaurat
Prof. Uli Zech glaubwürdig, in den
ersten beiden Jahrzehnten der Stadt­
gestaltungskommission sei mein Vater
meistens der einzige Journalist und
überhaupt der einzige Vertreter der viel
gerühmten Öffentlichkeit gewesen,
der es sich antat, den „öffentlichen“
Sitzungen tatsächlich beizuwohnen.
Anschließend berichtete er darüber in
der „Süddeutschen Zeitung“. Das hat
sich in den letzten zwanzig Jahren,

in denen ich den Vorsitz hatte, nicht
gerade spektakulär geändert: Die SZ
ist immer noch vertreten, ein paar Kol­
legen sind auch noch da, mehr als eine
Handvoll aber nie – und dann kommen
noch ein paar Bauherren, die vor einem
Investment in München einmal sehen
wollen, was das eigentlich ist, diese
Stadtgestaltungskommission, und was
sie zu sagen hat. Dabei interessiert
nicht so sehr das Stilistische als viel­
mehr das Juristische.
Ja, was hat sie denn nun zu sagen?
Stilistisch sehr viel, juristisch aber
eher weniger. Genau genommen gar
nichts. Aber das wäre auch wieder
eine Fehleinschätzung. Was sie sagt,
gilt nämlich als Votum der Fachwelt
und wird schon deshalb vom Ober­
bürgermeister, von der Stadtbaurätin
und ihrem Planungsreferat sehr ernst
genommen. Die Empfehlungen flie­
ßen also in die Willensbildung der
Planungsbehörden ein, und weil ein
Bauherr, wenn er keine zinsfressende
Zeit verlieren will, möglichst schnell
grünes Licht bekommen möchte, misst

er dem Votum der Fachwelt plötzlich
auch großes Gewicht bei.
Dies ist die Macht der Stadtgestal­
tungskommission: Die Fachwelt
verkörpern zu dürfen, deshalb von
der Stadtpolitik und den Planungsbe­
hörden ernst genommen zu werden
und aus diesen Gründen notgedrungen
auch von der Bauherrnschaft. Von einer
„Geschmacksdiktatur“ reden aller­
dings nur Architekten, die es entweder
noch nie zu einer herbeigesehnten
Berufung in die Kommission gebracht
haben oder aber mit einem Entwurf
vor dem erlauchten Gremium krachend
auf die Nase gefallen sind.
Ja, solche Fälle gab es. Den Daumen
nach unten, wie römische Imperatoren
in der Arena. Und hier (in der Arena)
liegen die größten Verdienste der
Kommission: Es ist unglaublich, was
sie im Laufe der Jahre fachkundig
zerpflückt und verworfen hat, weil es
eine geschmackliche Verirrung gewe­
sen wäre, eine öde Meterware in an­
spruchsvoller Umgebung oder ein Akt
der Anmaßung, wo Bescheidenheit
angesagt wäre, oder postmoderne
Kulissenschieberei, weil sich der Bau­
herr nicht zum 20., geschweige denn
zum 21. Jahrhundert bekennen wollte.
Und so fort. Ich rege zum 50. Jubiläum
der Stadtgestaltungskommission,
also in 10 Jahren, eine Broschüre an,
mit all den Bauten, die sie nicht etwa
Rea­lität werden ließ, sondern ganz
im Gegenteil einer Überarbeitung –
manchmal sogar durch andere Ent­
wurfsverfasser – zuführte. Diese Bro­
schüre wird der Kommission endlich
Dankbarkeit und Liebe der Münchner
Bevölkerung einbringen.
Die heutige Broschüre mit verwirk­
lichten Projekten (wenn auch oft nach
Überarbeitung) eher weniger. Warum?
Eben weil diese Projekte verwirklicht
wurden. Also jetzt im Stadtgebiet her­
umstehen. Und da sind sie nun einmal
einigen zu altbacken, anpasserisch,
kompromisslerisch, halbherzig oder
mutlos – anderen aber zu modern,
dem Zeitgeist gehorchend, ohne Ge­
spür für Münchens Originalität und
Unverwechselbarkeit, um es noch bru­
taler auszudrücken: Sie könnten auch
in Frankfurt oder Hamburg stehen.

Wirklich verehrt, bewundert, hymnisch
gepriesen werden in München nur
Bauten, die nicht verwirklicht werden,
also nirgendwo herumstehen, nieman­
den enttäuschen und keines Menschen
Stilgefühl verletzen. Das eindrucks­
vollste Beispiel dafür ist der vierte
Münchner Konzertsaal, den die Bayeri­
sche Staatsregierung in ihrer uner­
schöpflichen Weisheit seit 10 Jahren
nicht errichtet – weder im Marstall,
noch im Hof der Residenz, weder auf
der Isar, noch im Deutschen Museum.
Da preist die „Süddeutsche Zeitung“
bereits seit einem Jahrzehnt das
musische Verständnis, den politischen
Weitblick, die unbeirrbare Entschlos­
senheit und die imposante Tatkraft des
Bauherrn – warum sollte er, nachdem
er all dies Lob längst eingesammelt
hat, tatsächlich zur Tat schreiten?
Ge­feiert werden in München nur Bau­
ten, die es nicht gibt. Diesem Umstand
verdanken auch das neue Löwen-Sta­
dion, die Liberale Synagoge von Daniel
Libeskind, das Islamische Zentrum,
die 2. S-Bahn-Röhre und die 3. Start­
bahn ihr hohes Ansehen – zumindest
im Feuilleton.
Zurück zu den Bauten, die tatsächlich
gebaut werden, was ja eigentlich auch
zum Wesen eines Bauwerks gehört:
Sie sind eben keine Privatsache, son­
dern prägen die Stadt, und zwar in
solch entscheidendem Maße, dass
auch die Verwaltung nicht allein dar­
über entscheiden sollte. Deshalb kom­
men für die Stadtgestaltung bedeuten­
de Projekte in die Kommission, wo
sie entweder ein öffentliches Forum
er­halten oder einen Verriss ernten.
Die Kommission berät den Stadtrat in
Fragen der Baukunst und Stadtgestal­
tung – da aber die allermeisten Fälle
ein „Geschäft der laufenden Verwal­
tung“ sind, wenden sich die Empfeh­
lungen meist direkt an Oberbürger­
meister, Stadtbaurätin und Lokalbau­
kommission. Wo die Verwaltung echte
Ermessensspielräume hat, weil bei­
spielsweise weitreichende Befreiun­
gen gewährt werden sollen, können
die Empfehlungen in die Ermessens­
entscheidung einfließen. Da ist der
Bauherr dann wirklich gut beraten, die
Empfehlung ernst zu nehmen.

Und welchen Geschmackssinn hat sie
nun, die Kommission? Natürlich ist er
Altmünchnern nicht altmünchnerisch
genug. Internationalen Kapazitäten
nicht international genug. Avantgardi­
sten nicht avantgardistisch genug und
so fort. In Wahrheit ist es aber so, dass
man die Kommission glücklicher Weise
in keine Geschmacksecke stellen kann.
Da gibt es neben dem engagierten
Heimatpfleger noch viele andere,
die ein kenntnisreiches Gespür für
Stadtgeschichte und münchnerische
Stadtgestalt haben – und viele Ver­
fechter der Moderne, die keineswegs
eine angeblich typisch münchnerische
Rückständigkeit vertreten. Anregend
ist das hohe Niveau der Debatte, ohne
jede irgendwie parteiliche Festlegung,
ohne Voreingenommenheit, durchaus
geprägt von kollegialer Wertschätzung,
aber auch ohne jede Selbstzensur, weil
zum Beispiel ein Büro einen großen
Namen hat oder zumindest aktuell „in“
ist. Deshalb ist es wirklich wahr: Die
Sitzungen der Stadtgestaltungskom­
mission gehören zum Schönsten, was
das Rathaus zu bieten hat. Man erfährt
nicht nur, wie die Stadt ist und was sie
ausmacht, sondern auch, wie sie wer­
den soll oder unter keinen Umständen
werden darf. Und das zu einem Zeit­
punkt, an dem noch Weichen gestellt
werden können. Sicherlich oft im De­
tail. Aber viele Mosaiksteine ergeben
auch ein großes Bild.
Sagen wir es endlich frei heraus:
Dass München, jedenfalls nach
Meinung aller Gäste, die eben auch
andere Städte zum Vergleich heran­
ziehen können, nach wie vor eine der
schönsten Städte der Welt ist und
diese Eigenschaft auch nicht in den
letzten vier Jahrzehnten eingebüßt hat,
ist auch ein Verdienst der Stadtgestal­
tungskommission, die Qualitätsmaß­
stäbe gesetzt, Verirrungen verhindert
und mittelprächtiges verbessert hat;
keineswegs unfehlbar – was mittler­
weile selbst der Papst kaum noch für
sich in Anspruch nimmt, aber durchaus
erfolgreich, wenn man die Gesamt­
summe sieht und auch bedenkt,
was in den selben vier Jahrzehnten
andernorts gebaut worden ist.

7

Stadtbaurätin Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk

„Es geht in der Kommission nicht um
persönliche Geschmacksvorstellungen,
sondern darum, für den jeweiligen
Ort die richtige Lösung und Haltung
zu ermitteln.“

Die Münchner Kommission für
Stadtgestaltung blickt auf eine über
vierzigjährige Geschichte zurück.
Ist die Kommission im Bewusstsein
der Münchnerinnen und Münchner
ausreichend präsent?
Elisabeth Merk: Natürlich hoffe ich,
dass die Kommission von den Münch­
nerinnen und Münchnern in ausrei­
chendem Maße wahrgenommen wird.
Zum einen hat sie eine lange Tradition
in dieser Stadt und die Sitzungen sind
öffentlich. Darüber hinaus wird glück­
licherweise über die bedeutenderen
Projekte, über die wir beraten, in der
Presse regelmäßig in Form von Text
und Bild informiert. Insofern denke ich,
dass die meisten Münchnerinnen und
Münchner in der einen oder anderen
Form schon einmal etwas über die
Arbeit der Kommission gehört haben.

8

In der Kommission für Stadtge­stal­
tung sitzen neben Vertreterinnen
und Vertretern der Stadt München,
fachkundigen Vertretern nichtstädtischer Behörden, dem Heimatpfleger
und einigen weiteren Personen auch
zehn frei­berufliche Architektinnen
und Architekten. Wie werden diese
ausgewählt?
Die zehn Architektinnen und Archi­
tekten werden auf Vorschlag der
Architektenkammer in die Kommission
berufen. Natürlich geht das Bestreben
dahin, freiberufliche Kollegen zu finden,
die ein Interesse und eine grundsätz­
liche Bereitschaft haben, überhaupt in
den öffentlichen Dialog über Stadtge­
stalt einzutreten und dies ehrenamtlich
zu tun. Es gibt sicherlich auch viele
hervorragende Architektinnen und Ar­
chitekten, die selbst wunderbare Bau­
ten entwerfen, aber sagen, sie wollen
nicht in einer Kommission über Bauten
ihrer Kollegen diskutieren. Darüber hin­

aus ist es für die Arbeit in der Kommis­
sion wichtig, dass das weite Spektrum
des Berufsfeldes gut abgedeckt ist:
Klassische Hochbau­architektinnen und
-architekten sind hier ebenso vertreten
wie Städtebauer sowie Fachleute für
Landschaftsarchitektur und für Fragen
des Denkmalschutzes. Ferner ist es
natürlich auch schön – ohne dass dies
ein Muss wäre –, wenn es eine mög­
lichst ausgewogene Mischung aus
Jung und Alt, Frauen und Männern
gibt. Für die Diskussionen ist es eine
Bereicherung, Fachleute mit ganz un­
terschiedlichen Perspektiven innerhalb
der Kommis­sion vertreten zu haben.
Kommen die Architektinnen
und Architekten, die der Stadtgestaltungskommission an­gehören,
allesamt aus München?
Früher war dies durchaus so. Seit
einiger Zeit jedoch versuchen wir,
auch einige Fachleute zu gewinnen,
die nicht aus dem Münchner Kontext
kommen. Jan Kleihues aus Berlin bei­
spielsweise saß mehrere Jahre lang
in der Kommission. Momentan sind
Almut Grüntuch-Ernst (Berlin), Jórunn
Ragnarsdóttir (Stuttgart), Wolfgang
Lorch (Saarbrücken) und Marcel Meili
(Zürich) Mitglieder. Sie bringen einen
kompetenten Blick von außen auf
das Baugeschehen in München in
die Arbeit der Kommission ein.
Welche Projekte werden in der
Kommission behandelt und wer
trifft die Auswahl hierfür?
Natürlich hat der Oberbürgermeister
als Vorsitzender das Vorschlagsrecht
und auch der Heimatpfleger spielt
hierbei eine wichtige Rolle. Er kann
aus seiner Arbeit in der Heimatpfleger­
sprechstunde Projekte benennen, die
er für so bedeutsam hält, dass sie in
der Kommission vorgetragen werden
sollen. Ferner gibt es die Möglichkeit,
dass aus dem Stadtrat selbst jemand
ein Projekt vorschlägt. Außerdem
haben wir in der Verwaltung die Mög­
lichkeit, aus der Fülle der Bauanträge,
die uns vorgelegt werden, Projekte
auszuwählen, die zum Beispiel hin­
sichtlich ihrer Aufgabenstellung von
exemplarischer Bedeutung sind: bei­
spielsweise für die Nachverdichtung

in München, für den Denkmalschutz
oder für neues Bauen. Es muss sich
gar nicht unbedingt um ein Vorhaben
an einer besonders prominenten Stelle
handeln, wenn die besondere Art der
Aufgabe, der exemplarische Charakter
des Projekts dies zum Beispiel recht­
fertigt. Der Klassiker ist natürlich – zu­
gleich ein ganz aktueller Fall –, dass am
Marienplatz ein dem Rathaus genau
gegenüberliegender Bau neu gestaltet
werden soll. Es liegt auf der Hand,
dass wir über eine solche Planung dis­
kutieren und darüber die Öffentlichkeit
informieren.
Die Projekte, die wir von unserer Seite
auswählen bzw. auf die Tagesordnung
setzen wollen, stimmen wir mit den
Planungssprechern in unserer Haupt­
abteilungsleiterbesprechung ab, die
einmal in der Woche stattfindet. Inso­
fern ist sowohl die Projektauswahl ein
Prozess, der zwischen Verwaltung und
Politik stattfindet, als auch die Diskus­
sion in der Kommission. Zusammen­
fassend lässt sich sagen: Grundsätzlich
kann jedes Vorhaben der Kommission
vorgetragen werden, das von über­
geordneter Bedeutung für die Stadt­
gestaltung ist.
Zu guter Letzt kann theoretisch auch
ein Bauherr selbst den Wunsch äußern,
sein Projekt in der Stadtgestaltungs­
kommission vorstellen zu können. Das
klingt jetzt vielleicht ungewöhnlich –
doch glaube ich, dass sich die Haltung
der Protagonisten im Laufe der Zeit
verändert hat. Es gab Zeiten, in denen
es als „Strafe“ angesehen wurde, ein
Projekt in der Stadtgestaltungskom­
mission präsentieren zu müssen. Nach
dem Motto: Wenn ein Projekt nicht gut
genug ist, dann wird es hier „auseinan­
dergenommen“.
Mein Bestreben ist es jedoch, die
Sache ein wenig anders anzugehen.
Natürlich muss ein Projekt von heraus­
ragender Bedeutung, das wir kritisch
sehen, sich der Diskussion stellen.
Aber es gibt auch Bauvorhaben, die wir
von vornherein für gut halten – doch
gleichzeitig von so exemplarischer Be­
deutung, dass wir eine öffentliche Dis­
kussion wichtig finden. Die engagierte­
ren Bauherren haben das mittlerweile
auch erkannt: dass sie, wenn sie uns

ein gutes Projekt präsentieren können,
schon im Vorfeld der Realisierung eine
Art von öffentlicher Aufmerksamkeit
erzielen können – und dies durchaus
im positiven Sinne werten. Leider
gibt es nach wie vor auch Bauherren,
die sich einfach nicht beraten lassen
möchten und darauf bestehen, ihr
Projekt – genau so, wie es war – zu
realisieren. In solchen Fällen kommt
es schon auch vor, dass sie sich in
der Kommission ein negatives Votum
abholen oder die Auflage bekommen,
einen Wettbewerb durchzuführen.
Werden auch Projekte in der
Kommission behandelt, bei denen
bereits eine Wettbewerbsent­
scheidung vorliegt?
Nein, wir haben uns darauf verstän­
digt, dass solche Projekte nicht parallel
in die Stadtgestaltungskommission
kommen. Allenfalls informieren wir –
in ganz wichtigen Fällen – die Mitglie­
der der Kommission, dass es einen
Wettbewerb geben wird. Aber in der
Regel handelt es sich dann um ein
eigenes Verfahren. In sehr seltenen
Fällen hatten wir schon Projekte in der
Kommission, bei denen es zuvor eine
Wettbewerbsentscheidung gegeben
hatte – dann nämlich, wenn sich im
Lauf des Planungsprozesses grundle­
gende gestalterische Parameter verän­
dert hatten. Das gerade fertiggestellte
Pschorr-Haus in der Neuhauser Straße
ist so ein Fall: Hier kristallisierte sich
im Bauprozess heraus, dass das Ge­
bäude nicht in der Form und mit den
Materialien zu errichten sein würde,
die im Wettbewerbsentwurf vorge­
sehen gewesen waren. Damit änderte
sich natürlich auch das Erscheinungs­
bild des großen Komplexes – und dies
an einer so bedeutenden Stelle im
Stadtzentrum. Hier haben wir vorge­
schlagen, die veränderte Planung doch
noch in der Stadtgestaltungskommis­
sion vorzustellen. Aber wie gesagt:
Das sind eher die Ausnahmen.

9






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